Darboven-Schattenbaum-Projekt

Darboven-Schattenbaum-Projekt

Wusstest du, dass Kaffee eine ganz schön sensible Pflanze ist? Zu viel Hitze mag sie ebenso wenig, wie zu viel Sonne. Das bedeutet aber auch, dass die Klimakrise die Kaffeepflanze ganz schön unter Druck setzt – und damit gleichzeitig die Bäuerinnen und Bauern, die Kaffee anbauen und letzten Endes natürlich auch uns, die wir hier gerade diese Zeilen lesen und das womöglich mit einer Tasse Kaffee in der Hand.

Deshalb kam Café Intención mit einer Projektidee auf uns zu, um gemeinsam mit unserem Fairtrade-Netzwerk in Lateinamerika ein nachhaltiges Vorhaben umzusetzen. Die Existenz der Kaffeebäuerinnen und -bauern zu sichern, indem der Kaffeeanbau an den Klimawandel angepasst wird mithilfe von neu gepflanzten Schattenbäumen. Durch Schattenbäume sind die Kaffeepflanzen besser vor der direkten Sonneneinstrahlung geschützt. Das Mikroklima wird verbessert und Hitze ist im Schatten deutlich besser erträglich. Und auch für die Bodenqualität haben die Schattenbäume einen Mehrwert, so wird zum Beispiel Erosion besser verhindert.

Eine Kaffeepackung = ein Schattenbaum

Der Mechanismus ist ganz einfach. Für jede gekaufte Packung der Fairtrade-Kaffees Café Intención Selección Peru, Café Intención Selección Honduras (je 1.000g Ganze Bohne) sowie Café Intención Bio Gustoso in der Gastronomie wird ein Schattenbaum gepflanzt. Die Arabica-Bohnen für diese Kaffees kommen von den teilnehmenden Kooperativen. So wird der Kaffeeanbau mit jeder Packung widerstandsfähiger gegen die Klimakrise. Eine Mindestanzahl von 300.000 Bäumen pro Jahr ist geplant. Nach oben ist diese Anzahl offen: wenn die Absatzzahlen steigen oder zusätzliche Geldgeber gefunden werden, werden noch mehr Bäume gepflanzt.

Starke Partner für den Kaffee der Zukunft

Das Projekt ist für den Zeitraum 2024-2029 angesetzt. Sieben Kooperativen nehmen am Projekt teilnehmen, darunter vier in Peru und drei in Honduras.

Neben Café Intención und Fairtrade Deutschland spielt vor allem das Lateinamerikanische Fairtrade-Netzwerk CLAC eine wichtige Rolle bei der Koordination vor Ort und dabei, die Kooperativen bei der Umsetzung zu unterstützen.

Fast 3.700 Menschen sollen vom Schattenbaum-Projekt profitieren, davon ein Viertel Frauen. Bereits in den ersten Monaten seit Projektbeginn ist viel passiert: Zwischen Juni und Dezember 2024 wurden fast 87.000 Setzlinge gepflanzt.

Schluck für Schluck zu mehr Fairness – schon zum Frühstück!

Kaffee ist das Lieblingsgetränk in Deutschland. Wir trinken mehr von dem Wachmacher als Mineralwasser oder Bier. Kaffee ist ein Grund zum Aufstehen, bei einer Tasse Kaffee kommt man ins Gespräch, Kaffee verschönert uns Pausen im Alltag. Dass Kaffee alles andere als Alltag ist, sondern Pflege, Sorgfalt und Aufwand benötigt, das macht das Projekt mit Café Intención mehr als deutlich. Gemeinsam Schluck für Schluck, Schattenbaum für Schattenbaum arbeiten wir daran, dass er uns auch in Zukunft als Lieblingsgetränk unsere Tassen füllt. Mach Fairtrade-Kaffee zu einem Teil deiner Morgen-Routine! Unsere Kampagne Fairtrade Frühstück gibt einen ganz aktuellen Anlass dafür. Und weitere Produkte können folgen, denn die Palette der fairen Frühstücks-Produkte ist bunt, vielfältig und lecker.

Who made my merch? Vijayalakshmi Muthu prüft Textilien in Tiruppur

Who made my merch? Vijayalakshmi Muthu prüft Textilien in Tiruppur

Die Industriestadt Tiruppur liegt im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Die Metropole hat rund 647.000 Einwohner*innen, rechnet man das Einzugsgebiet mit ein, sind es über 1,4 Mio. Menschen.

Die meisten arbeiten in der Textilindustrie. Eine davon ist Vijayalakshmi Muthu. Die 35-Jährige erfuhr vor rund zehn Jahren über einen Aushang in ihrer Nachbarschaft, dass das Textilunternehmen Sags Apparel in ihrer Gegend eine neue Fabrik eröffnet hatte und dort noch Beschäftigte suchte. Sie bewarb sich und bekam den Job. Sags Apparel beschäftigt rund 300 Menschen in der Region von Tiruppur, die in der Produktion von Strumpfwaren, Strickwaren, Freizeitkleidung und Sportbekleidung führend ist.

Rekordumsätze, Dumpinglöhne

Fast 90 Prozent der indischen Exporte von Baumwollstoffen stammen von hier, ihr Gesamtwert beträgt schätzungsweise 1 Milliarde US-Dollar.  Von diesen Rekordumsätzen profitieren die Menschen vor Ort jedoch leider nicht – sie arbeiten für Tageslöhne, die im Schnitt gerade einmal 34 Prozent eines sogenannten existenzsichernden Lohnes ausmachen. Hinzu kommt: Kleidung zählt zu den Importprodukten mit dem größten Risiko für Menschenrechtsverletzungen.

Wie schlimm die Situation in der Textilindustrie ist, wurde am 14.04.2013 besonders deutlich: Die Textilfabrik Rana Plaza in Sabhar, Bangladesch, stürzte ein und riss 1.135 Menschen in den Tod. Trotzdem arbeiten immer noch etwa 60 Millionen Menschen weltweit in der Textilindustrie, der Großteil davon Frauen.

Hohe Standards – für Mensch, Produkt und Produktion

Vijayalakshmi Muthu arbeitet seit rund zehn Jahren bei Sags Apparel für Brands Fashion – ein Aushang in ihrem Viertel
veränderte ihr Leben nachhaltig zum Positiven. Fotos: Martin Hennrichs

Frauen wie Vijayalakshmi Muthu.  Und doch ist für sie vieles anders. Für sie ist ihre Stelle bei Sags Apparel jedoch ein Glücksgriff: „Die Arbeit macht mir Spaß. Welche Aufgabe auch immer mir zugewiesen wird, ich mache sie, weil ich gerne hier arbeite!“ Aktuell ist Vijayalakshmi Muthu in der Qualitätssicherung tätig – das ist der Bereich, in dem geprüft wird, ob die gefertigten Produkte die Sicherheitsbestimmungen des jeweiligen Landes erfüllen, in das sie exportiert werden.

Prüfen Produkte auf ihre Qualität: Textilarbeiterinnen in der Green Factory von Sags Apparel. Fotos: Fairtrade Deutschland

Die hohen Sicherheitsbedingungen gelten nicht nur für die Produkte, denn mit der Fairtrade-Zertifizierung hat sich Sags Apparel dazu verpflichtet, die strengen Standards bezüglich Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz umzusetzen, davon profitieren die Beschäftigen. „Den Unterschied zu anderen Unternehmen in der Gegend spüre ich deutlich, besonders wenn es um Komfort und Freiheit geht. Besonders zu schätzen weiß ich, dass wir hier eine Krankenschwester haben, an die wir uns mit kleineren medizinischen Problemen wenden können. Außerdem gibt es einen Ruhebereich nur für Frauen, in den wir uns zurückziehen können“, berichtet Vijayalakshmi Muthu. „Außerdem gibt es hier eine Kantine und einen Betriebskindergarten. Das hat meine Erwartungen übertroffen.“

Strenge Sicherheitsstandards auch in der Produktion: Infotafeln klären über die Bestimmungen auf.

Die Fabrik, in der Vijayalakshmi Muthu arbeitet, ist ein echtes Leuchtturmprojekt und leistet Pionierarbeit: Bereits vor rund fünf Jahren hat Sags Apparels gemeinsam mit dem deutschen Textilunternehmen Brands Fashion hier die erste sogenannte Green Factory nach strengen Nachhaltigkeitsstandards in einer bereits bestehenden Fabrik umgesetzt.  2024 wurde die Green Factory 2.0 neu erbaut und in Betrieb genommen, um nun noch höhere Standards zu erfüllen.

Die Textilien, die hier für Brands Fashion produziert werden, tragen entweder das Fairtrade-Baumwoll-Siegel oder sind zusätzlich auch nach dem Fairtrade-Textil-Standard zertifiziert – dem strengsten Standard am Markt. 2016 eingeführt, schreibt dieser unter anderem vor, dass alle Arbeiter*innen entlang der Lieferkette innerhalb von sechs Jahren existenzsichernde Löhne erhalten.

Davon profitiert auch Vijayalakshmi Muthu: „Ich bekomme hier ein Gehalt, das Erwartungen entspricht und meine Bedürfnissen erfüllt. Und vor allem: Unser Gehalt wird jeden Monat pünktlich ausgezahlt.“

Eine Perspektive, nicht nur für die eigene Familie

Mit dieser finanziellen Sicherheit im Rücken möchte sie vor allem ihre Kinder stärken: „Meine Kinder sollen studieren und bessere Jobs und Positionen bekommen. Sie hierbei zu unterstützen ist mein Ziel.“ Aber auch für ihren Mann und sich selber hat sie Zukunftswünsche: „Mein Mann und ich möchten ein gesundes Leben ohne Krankheiten führen. Wir wollen auch ein größeres und besseres Haus bauen.“

Außerdem möchten sie Menschen in Not helfen. „Ich habe meinen Kindern gesagt, dass sie, sobald sie eine gute Position erreicht haben, die Armen unterstützen sollen, die um ihre Grundbedürfnisse kämpfen. Das ist mein Traum, und ich werde auf jede erdenkliche Weise an dessen Erfüllung arbeiten.“

Mehr als nur „fair“: Die Textilien, die hier produziert werden, entsprechen dem strengen Fairtrade-Textilstandard.

EU-Entwaldungsverordnung: Wie ein Kaffeebauer in El Salvador Waldschutz nachweist

EU-Entwaldungsverordnung: Wie ein Kaffeebauer in El Salvador Waldschutz nachweist

Wir waren in El Salvador mit einem Landwirt unterwegs, um zu schauen, wie sich Fairtrade-Kaffeekooperativen konkret den Nachweis erbringen, dass ihre Produktion abholzungsfrei ist.

Der riesige Baum ragt in den Himmel, so hoch wie ein Mehrfamilienhaus. Auf 450 Jahre wird sein Alter geschätzt, sagt der Kaffeebauer Antonio Oscar Molina stolz. Lange bevor hier Kaffee angebaut wurde, ja, sogar bevor die Kaffeepflanze ihren Weg nach Lateinamerika gefunden hatte stand schon der Wollbaum. Auch sonst mögen sie hier Bäume, in der Provinz El Congo im mittelamerikanischen El Salvador: Überall wachsen die Kaffeesträucher mitten im Wald. Entwaldung ist kein Thema. Doch Molina und seine Kollegen müssen dies der EU beweisen.

Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) wird ab Dezember 2025 die Einfuhr einer Reihe von Produkten verbieten, wenn sie in Zusammenhang mit Abholzung stehen – auch Kaffee. Die Bauern werden dann verpflichtet, mittels Geodaten den Nachweis zu erbringen, dass ihre Produktion keine Entwaldung verursacht hat. Das ist aufwändig und kompliziert, muss aber sein. Denn das Ziel ist, Entwaldung zu stoppen – angesichts der Klimakrise ein Muss.

Deswegen stapft nun Felix Alonso Menjívar durch die Kaffeefarm des 67-jährigen  Molina mit einem Mobiltelefon in der Hand. Der Vertriebsmanager der Kaffeekooperative Los Pinos setzt genau an den Farmgrenzen sogenannte Geolokalisierungspunkte mittels eine App mit GPS-System. Wenn er das Anwesen ganz umrundet hat, werden die Punkte zu einem sogenannten Polygon verbunden. Dieser soll der Beweis sein: Das Land ist entwaldungsfrei, der Kaffee von señor Molina darf in die EU rein.

Zum Glück für den Kaffeebauer ist die Kooperative Fairtrade-zertifiziert: Durch die Zusammenarbeit mit dem Geolokalisierungsdienstleister Satelligence checkt Fairtrade die Daten jeder Farm auf Entwaldung hin – kostenlos. Der Preis einer solchen Dienstleitung liegt ansonsten bei bis zu 40 US-Dollar pro Hektar.

Derweil sieht die Karte auf dem Handy von Felix wie dieses Kinderspiel, bei dem man die Punkte verbinden muss, um ein vollständiges Bild zu erhalten: Weil das Gelände so unübersichtlich ist muss er mit einem sachkundigen Bauer die genauen Grenzen abstecken.

Zurück in der Kooperative werden die Daten in das Fairtrade-System hochgeladen. Die Kooperative ist sehr optimistisch, dass sie keinerlei Problemen bekommen werden. Nur der Weg zur Gesetzgebung wird von Kooperativen, Bäuerinnen und Bauern kritisch gesehen. „Warum entscheidet die EU so etwas nicht zusammen mit uns Bauern?“, fragt der 67-jährige Molina. Gute Frage.