Ein Reisebericht von Aldo Daniel Chipana
Vom 11. bis 21. September durfte ich Matilde und Merlin auf ihrer Rundreise zur Fairen Woche 2025 durch Deutschland begleiten. Matilde Perdomo und Merlin Urrea bauen in Honduras Bio-Kaffee an und sind Gründungsmitglieder der Fairtrade-zertifizierten Kooperative CAFESCOR. Mit dabei war auch Lorena Perdomo, die bei CAFESCOR arbeitet und bestens über das operative Geschäft der Kooperative Auskunft geben konnte. Gemeinsam erlebten wir zehn Tage voller Begegnungen, neuer Eindrücke und außergewöhnlichen Momente.
Ab Ankunft in Frankfurt war für unsere Gäste vieles neu: die deutsche Sprache, die oft pünktlichen, manchmal überraschend unpünktlichen Züge, die herbstliche Luft. Doch schon nach den ersten Gesprächen wurde uns schnell klar, dass wir dieselben Ziele verfolgen. Wir alle wollen den fairen Handel in Deutschland noch bekannter machen. Und den Menschen im globalen Süden, die Kaffee, Kakao, Bananen und Co für uns anbauen, ein Forum bieten, in dem sie über ihre Arbeit, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven berichten können.
In Magdeburg stellten Matilde und Merlin bei der Fairtrade-Schüler*innenakademie 160 Schüler*innen und Lehrkräften ihre Arbeit im Fairtrade-zertifizierten Kaffeeanbau vor (c) PhotovisionDH
Das Programm der Rundreise zur Fairen Woche war vielfältig und anspruchsvoll: Vom Jubiläum des Weltladen Dachverbandes und Begegnungen mit Schüler*innen bei der Fairtrade-Schüler*innenakademie, über Gespräche mit Politiker*innen beim parlamentarischen Frühstück im Bundestag und intensive Diskussionen mit Fairtrade-Lizenznehmerinnen, bis hin zum Austausch mit der Zivilgesellschaft und jungen Engagierten wie den FairActivists. Jede Station zeigte eine andere Facette des fairen Handels in Deutschland – und unsere Gäste brachten ihrerseits Informationen und Geschichten aus Honduras mit. Es war eindrucksvoll zu sehen, wie Kinder, Erwachsene und Entscheidungsträger*innen gleichermaßen gespannt zuhörten, wenn Matilde und Merlin von ihrem Alltag im Bio-Kaffeeanbau erzählten oder wenn Lorena tief in die Strukturen ihrer Kooperative eintauchte.
Beim parlamentarischen Frühstück in Berlin diskutierten die Abgeordneten über gesetzlich verankerte nachhaltige Lieferketten (c) Santiago Engelhardt
Lorena gab den Mitarbeitenden von Fairtrade Deutschland eine Einführung in die Arbeit der Kooperative (c) Fairtrade
Auf dem Partner Day informierten unsere Gäste über den nachhaltigen Anbau von Bio-Kaffee in Honduras (c) Fairtrade
Auch wenn manche Tage lang und durchgetaktet waren, waren unsere Gäste immer mit viel Engagement unterwegs. Sie wollten teilen, erklären, zuhören – und ließen sich mit Neugier auf Deutschland ein. Beim Essen probierten sie wagemutig regionale Spezialitäten, und wenn doch mal Heimweh aufkam, half eine Mahlzeit, die an die honduranische Küche erinnerte.
Für mich persönlich war es ein Privileg, all das zu begleiten. Jeden Abend sprachen wir den nächsten Tag durch – nicht nur um logistisch vorbereitet zu sein, sondern auch um gemeinsam anzukommen, zu reflektieren und Energie zu tanken.
Besonders spannend für Matilde, Merlin und Lorena war der direkte Kontakt zu Fairtrade-Handelspartnern in Deutschland (c) Fairtrade
Der Besuch im Deutschen Bundestag war eines der Highlights für unsere Rundreisegäste aus Honduras (c) Santiago Engelhardt
Besonders beeindruckt hat mich die Wertschätzung und Offenheit, mit der Matilde, Merlin und Lorena ihre Erlebnisse aufnahmen. Für sie war die Reise eine Bestätigung, dass ihre Arbeit Wirkung zeigt – weit über Honduras hinaus. Und für uns in Deutschland war es eine Erinnerung daran, dass fairer Handel keine abstrakte Idee ist, sondern das Leben von Menschen prägt.
Am Ende der Rundreise bleibt bei mir vor allem eins zurück: Respekt für den Mut und die Stärke unserer Gäste und das Gefühl, Teil einer globalen Gemeinschaft zu sein, die gerechtere Handelsbeziehungen möglich macht. Die Faire Woche 2025 war mehr als eine Veranstaltungsreihe – sie war ein lebendiger Beweis dafür, dass fairer Handel Brücken baut. Und ich bin dankbar, dabei gewesen zu sein.
Aldo Chipana ist Mitglied
des Freiwilligen-Referentennetzwerks
von Fairtrade Deutschland
